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Das überschwemmte Königsmoor im Dienste der Landesverteidigung

1657/1658

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, der für die Herzogtümer Schleswig-Holstein 1645 durch den Vertrag von Brömsbro (Südschweden) beendet wurde, dauerte der ersehnte Frieden nicht lange. Schon 12 Jahre später war unsere Heimat Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den beiden Nachbarn Dänemark und Schweden (2. Schwedischer Krieg, 1657 - 60). Die Schweden steckten in der Nacht zum 5. August 1657 Elmshorn in Brand. Die meisten Häuser und die schöne Kirche wurden ein Opfer der Flammen, deren blut-roter Schein am Himmel die Moor- und Marschbewohner in Schrecken und Angst versetzte. Die Zuwege in die Marsch waren durch Schanzen bei Steinburg und an der Krückau diesseits Elmshorns gesichert. Kleinere Feldbefestigungen, u. a. vor der Brücke an der Beke nahe Siethwende, sollten den Vormarsch des Feindes hindern. Der Wilde-Wassergang trat nun ganz - wie ursprünglich geplant - „in den Dienst der Verteidigung der Marsch".

 

Beim Herannahen des Feindes befahl der Festungskommandant, die Elbschleusen bei Flut zu öffnen und „Sperrwasser" hereinzulassen. Bald standen die niedrigen Moorländereien, die sich zwischen Geest und Marsch wie ein schützender Gürtel ausbreiteten, unter Wasser. Das geschah im Laufe der nächsten Kriegsmonate sehr häufig. Die Moorleute befanden sich nun in großer Not, und sie bedrängten oft den Ältermann Michel Lange, der darüber einige tagebuchartige Aufzeichnungen machte. So notierte er im Dezember 1657 eine „große Klage von den Mohrleuten, weil der Damm bei der Becke ist durchgegraben und die Mohrleute ganz unter Wasser gesessen in ihren Häusern und mit ihrem Korn". Die Klagen über das aufgestaute Wasser hörten im Winter und Frühjahr nicht auf, denn über 15mal wurde „gesperrt", um den gefürchteten Mordbrennern den Weg zur Elbefestung zu verwehren. Bis in die Pflugzeit hinein durfte das Wasser nicht ablaufen.

 

Die Schweden hielten die Friedensbedingungen, die zu Roeskilde (18.2.1658) ausgehandelt wurden, nicht ein. Sie zogen als Sieger mit ihren zuchtlosen Horden weiterhin durch das Land, plünderten und brannten nieder. Feindliche Streifen wagten sich sogar bis Dückermühle und Herzhorn vor. Erhöhte Alarmbereitschaft war erforderlich, und besondere Maßnahmen zum Schutz der Marsch mußten getroffen werden. So wurde im Mai der Damm vor der Beke-Brücke erhöht und diese Schanze vermutlich mit einer Wache besetzt. Zur Erntezeit im August 1658 brach der Krieg wieder aus. Die Schweden überfielen unvermutet ein Regiment in der Wilstermarsch und versuchten die Steinburger Schanze einzunehmen - ohne Erfolg. Von der Landbevölkerung wurden Geld und Lebensmittel erpreßt; viele Häuser brannten nieder. Am 9. September plünderten die Mordbrenner Raa, nur 9 Häuser blieben vom Brand verschont, ebenso wurden die Höfe im Horstmoor angesteckt. Es ist anzunehmen, dass die Feinde auf der Suche nach Beute auch Bullendorf und Kiebitzreihe durchstreiften.